Gibt es vegane Zigaretten?
Du als Konsument findest immer mehr vegane Produkte im Online-Handel, in Supermärkten und beim Einzelhändler. Jetzt auch vegane Zigaretten. Tabak ist pflanzlich. Warum gibt es dann vegane Zigaretten? Ist das nur ein Werbetrick oder gibt es wirklich vegane Zigaretten und solche, die es nicht sind? Wir schauen genauer hin.
Sind alle Zigaretten vegan?
Papier und eine Pflanze – auf den ersten Blick erscheint es, als könnte das Rauchen von Zigaretten nur vegan sein. Die Krux liegt im Herstellungsprozess und im Zulassungsverfahren für neue Tabakprodukte der Zigarettenhersteller.
Tierversuche in der Tabakindustrie
Obwohl Tierversuche in Deutschland nicht vollständig verboten sind, schließt das deutsche Tierschutzgesetz Versuche für die Zulassung bestimmter Produkte aus. Unter anderem sind Tierversuche verboten, um Tabak zu testen. Dank der rasanten Fortschritte in der Forschung sind andere Verfahren ebenso aufschlussreich und werden von einigen Anbietern in der Tabakindustrie auch eingesetzt.
Im Tierversuch werden Primaten oder Nagetiere täglich mit Zigarettenrauch begast. Dabei gelangt der Rauch nicht etwa in die Atemluft eines geschlossenen Käfigs, sondern wird den Tieren direkt über eine Maske zugeführt. Versuche dauern bis zu 6 Stunden pro Tag und werden über lange Zeit fortgeführt, bis ein Testergebnis vorliegt. Neben der zweifelhaften Übertragbarkeit der Ergebnisse aus dem Tierversuch auf den Menschen nehmen diese Kreaturen vermutlich mehr Rauch auf als selbst der stärkste Raucher.
Tabak ohne Tierversuche für ein veganes Leben
Alternativen, die sowohl das Tierleid beenden als auch Ergebnisse liefern, die Rückschlüsse auf den Menschen erlauben, geschehen heutzutage in vitro, also im Reagenzglas. Die Tests verlaufen beispielsweise mit menschlichen Lungen- oder Hautzellen. Die lassen sich ohne tödlichen Verlauf für den Patienten entnehmen, wohingegen die Versuchstiere immer starben.
Da Veganismus auch die Produkte ausschließt, für die Tiere zu Schaden kommen, ist die Forderung nach veganem Tabak verständlich und es ist davon auszugehen, dass auch diejenigen, die nicht vegan leben, Tabak ohne Tierversuche begrüßen. Die Tabakindustrie kommt dem nach, allerdings nicht jeder Hersteller. Die Regelungen zu Tierversuchen sind darüber hinaus weltweit unterschiedlich und nicht in jedem Land sind Tierversuche der Tabakindustrie verboten. Noch dazu machen nicht alle Hersteller Angaben.
Welche Zigarettenmarken sind vegan?
Zu den veganen Marken, deren Hersteller Auskunft geben und Transparenz beim Herstellungsprozess gewähren, zählen
- Allure
- Black Hawk
- Bounty
- Brookfield
- Burton
- Davidoff
- Denim
- Drum
- Ernte 23
- Gauloises
- Gitanes
- Golden Virginia
- Holland Art
- JBR
- JPS
- Manila
- Manitou Organic
- Pepe
- Peter Stuyvesant
- Pontiac
- Pueblo
- Red Bull
- The Turner
- Van Nelle
- West
Warum Zigaretten nicht immer vegan sind
Karamellisierter Zucker, Kaffee, Lakritz, Kakao, Tee, Melasse, so heißen einige der erlaubten Inhaltsstoffe in Tabak und Tabakwaren, die eher verführerisch klingen. Die Verordnung für Tabakerzeugnisse gestattet weiterhin die Inhaltsstoffe Ammoniumchlorid, Schellack, Stärke und Dextrine in der Produktion und nicht alle erlaubten Inhaltsstoffe sind vegan.
Schellack wird beispielsweise aus den Ausscheidungen der Lackschildlaus gewonnen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass bei der Gewinnung von Schellack lebende Tiere in den Verarbeitungsprozess geraten. Unverzichtbar ist Schellack in der Herstellung nicht, wie Marken mit dem Label „vegan“ mit ihren veganen Zigaretten unter Beweis stellen.
Was steckt im Drumherum?
Das Fertigprodukt Zigarette besteht in seiner Ursprungsform aus Tabak und Zigarettenpapier. Zigarettenfilter kamen erst später hinzu. Zigarettenpapier stammt aus pflanzlichen Produkten wie Reis, Holz, Flachs oder Hanf. Andere Zellstoffe von Pflanzen kommen ebenfalls zum Einsatz. Diese Papiere weisen einen Klebestreifen auf, den Selbstdreher kennen: Bei vielen Herstellern besteht dieser aus Gummi arabicum, andere setzen auf Dextrin, ein Stärkeabbauprodukt.
Zigarettenfilter werden aus Cellulose gefertigt. Die Geheimhaltung in der Industrie über Rezepturen und Fertigungsmethoden führt dazu, dass auch kaum belegbare Informationen kursieren. So soll in Zigarettenfiltern Hämoglobin verarbeitet sein, also der rote Farbstoff im Blut. Diese Moleküle machten den Zigarettenrauch angeblich weniger schädlich. Beweisen lässt sich weder die Verwendung noch der Effekt.
Versprechen vegane Zigaretten gesundheitliche Vorteile?
Natürlich hat der Zigarettenrauch veganer Zigaretten dieselben Auswirkungen auf die Gesundheit, wie das Rauchen von anderen Zigaretten.
Für Tabak aus deutscher Produktion dürfen keine Tierversuche durchgeführt werden. Bei Produkten aus den USA, einem der größten Produzenten weltweit, muss dies nicht der Fall sein. Tierversuche sind dort erlaubt und Zigaretten ohne Tierversuche sind nicht zwangsläufig vegan, denn es kann Schellack zum Einsatz kommen.
Weniger Inhaltsstoffe und humane Testszenarien der Tabakindustrie schmälern dennoch keinesfalls die Risiken des Genussmittels.
Ist Shisha Tabak vegan?
Shisha und auch Pfeifen-Tabak unterliegen denselben Rahmenbedingungen wie Zigarettentabak. Eine grobe Einschätzung kannst Du nach dem Herstellerland vornehmen. Deutscher Tabak ist tierversuchsfrei. Achte dann auch darauf, dass kein Honig für das Aroma im Shisha-Tabak ist.
Unübersichtlich für Verbraucher
Wenn die Hersteller keinen Hinweis auf der Verpackung anbringen, ist es für Dich schwer, vegane Zigaretten zu erkennen. Die weltweit ansässige Tabakindustrie unterliegt abweichenden Vorschriften zum Beispiel beim Thema Tierversuche. Doch auch im Herstellungsprozess kommen tierische Produkte zum Einsatz, die manche Hersteller nutzen und andere nicht. Darum lohnt es sich, genau hinzusehen. Produzenten, die den Anforderungen einer immer größer werdenden Gruppe vegan lebender Personen gerecht werden wollen, tun dies bereits.